Kryptowährungen: Meilenstein für Kryptobranche
Der vergangene Woche von US-Präsident Trump unterzeichnete Genius Act zur Regulierung von Stablecoins wird als Ritterschlag für die Branche interpretiert. Kryptowährungen legten kräftig zu, nicht nur der Bitcoin. Nun folgt eine kleine Korrektur.
24. Juli 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Innehalten ist angesagt nach den Hochs vergangene Woche. Bis auf 123.020 US-Dollar ist der Bitcoin vergangene Woche gestiegen, am Donnerstagmorgen sind es immer noch 117.614 US-Dollar. Wichtiger Treiber für den Anstieg: die Unterzeichnung des Genius Acts durch US-Präsident Donald Trump vergangenen Freitag. Das Gesetz reguliert den geschätzt 263 Milliarden US-Dollar schweren Stablecoin-Markt.
Auch andere Kryptowährungen legten zu: Ripple erreichte mit 3,65 US-Dollar ebenfalls einen neuen Rekord. Das lange schwächelnde Ethereum nähert sich mit 3.556 US-Dollar wieder dem Allzeithoch von 4.094 US-Dollar.
Was sind Stablecoins?
Bei Stablecoins handelt es sich um Kryptowährungen, die an einen bestimmten Wert gekoppelt sind, etwa US-Dollar oder Gold. Sie gelten als Brücke zwischen Kryptowährungen und traditionellem Finanzsystem. Wichtigste Stablecoins sind Tether und USDC. Vom Marktwert her machen Stablecoins der FAZ zufolge zwar nur 7,5 Prozent des gesamten Kryptomarktes aus. Auf sie entfielen aber 40 Prozent des Handelsaufkommens.
Genius Act gilt als Durchbruch
„Beim Bitcoin-Hoch am 14. Juli handelte es sich nicht um eine weitere von Privatanlegern getriebene Rally. Vielmehr markierte dieser Anstieg eine tiefgreifende Neubewertung durch institutionelle Investoren“, erklärt Dovile Silenskyte vom Krypto-ETN-Emittenten WisdomTree. Auslöser seien zwei entscheidende Entwicklungen: massive Mittelzuflüsse in börsengehandelte Kryptoprodukte und der regulatorische Durchbruch in den USA. „Der Genius Act bringt die seit Langem erwartete regulatorische Klarheit für Stablecoins und legitimiert sie faktisch im breiteren US-Finanzsystem“, bemerkt Silenskyte.
Jan Altmann von Bitwise sieht das ähnlich: „Das Schaffen eines klaren und stabilen Stablecoin-Regelwerks könnte zu einer der wichtigsten Regulierungsentwicklungen der Kryptogeschichte und Schlüssel zur Institutionalisierung und langfristigen Nachfrage nach Altcoins werden“, meint er. Das wirke sich positiv auf die Performance von Token der Blockchains aus, die als technologische Basis für Stablecoins genutzt würden und von steigenden Transaktionsvolumina profitierten – vor allem Ethereum, Solana, Avalanche oder Polygon.
Jan Altmann
„Bitcoin als dezentraler, knapper Vermögenswert“
Auch die Unterzeichnung des „One Big Beautiful Bill“-Gesetzes durch US-Präsident Trump hatte seinen Anteil, wie Altmann ergänzt. „Da eine steigende Staatsverschuldung nicht nur in den USA für Spannungen an den Anleihemärkten sorgt, könnte Bitcoin als dezentraler, knapper Vermögenswert ohne Gegenpartei- und Kreditrisiko profitieren.“
Zudem setzen immer mehr Staaten auf Bitcoin als strategische Reserve, wie Adrian Fritz von 21Shares erklärt. „Die USA haben mit ihrer ‚Strategic Bitcoin Reserve‘ nicht nur ein starkes Signal gesetzt, sondern halten mit über 200.000 Bitcoin nun offiziell mehr Bitcoin als jedes andere Land.“ Bhutan und El Salvador hätten ebenfalls erhebliche Bitcoin-Reserven. Japan und Tschechien evaluierten aktiv eigene Bitcoin-Strategien, Pakistan habe jüngst eine staatliche Reserveinitiative angekündigt.
Mit der Euphorie kommen auch Krypto-ETNs wieder gut an. WisdomTree meldet allein für den Juni Nettozuflüsse in physisch hinterlegte Bitcoin-ETNs an europäischen Börsen von 144 Millionen US-Dollar. Seit Jahresbeginn seien es 634 Millionen US-Dollar. Global flossen dem Emittenten zufolge im Juni fast 5 Milliarden US-Dollar in Bitcoin-ETNs, seit Jahresbeginn 14 Milliarden US-Dollar.
Adrian Fritz
Bitwise wieder vorne.
Meist gehandelter Krypto-ETN auf Xetra im Juni war der Bitwise Physical Bitcoin (<DE000A27Z304>), gefolgt vom CoinShares Physical Bitcoin (<GB00BLD4ZL17>). Auch die Bitcoin-Tracker von WisdomTree, VanEck, iShares und 21Shares verzeichneten hohe Umsätze. Umsatzstärkster ETN auf eine andere Währung war diesmal der 21Shares XRP auf Ripple. Ebenfalls umsatzstark: Ethereum-Tracker von 21Shares und VanEck.
Kritik von BIZ
Die als Zentralbank der Zentralbanken geltende Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ äußerte sich kürzlich übrigens kritisch bezüglich Stablecoins: Stablecoins genügten einigen Anforderungen an eine Währung nicht, erklärte die BIZ in ihrem Jahresbericht 2025. Sie warnte vor Risiken im Zusammenhang mit Finanzkriminalität und einer Bedrohung der Geldsouveränität.
21Shares Spitzenreiter in Europa.
Von den Assets under Management ist 21Shares in Europa mittlerweile eindeutige Nummer eins mit 5,2 Milliarden US-Dollar an Vermögen in insgesamt 52 Krypto-ETNs, wie Daten von Bloomberg zeigen. Auf den folgenden Plätzen stehen CoinShares mit 3,3 Milliarden US-Dollar und 23 Produkten, Bitwise und WisdomTree (jeweils 2,3 Milliarden US-Dollar) sowie VanEck (1,5 Milliarden US-Dollar) mit zwölf, zehn und vierzehn Produkten.
Von Anna-Maria Borse, 24. Juli 2025, © Deutsche Börse AG
Über die Autorin
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
Feedback und Fragen an [email protected]